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Untersuchung des Einflusses von Drohnen auf Kaiserpinguine (2019/20)

Der Einsatz von Drohnen hat in den letzten Jahren weltweit und damit auch in der Antarktis stark zugenommen. Die unbemannten Fluggeräte haben ein großes wissenschaftliches Potenzial, z.B. zur effizienten Erkundung und Kartierung schwer zugänglicher Gebiete mit vergleichsweise geringer Invasivität. Sie werden jedoch nicht nur für wissenschaftliche, sondern auch für kommerzielle oder private Zwecke eingesetzt. Die Auswirkungen von Drohnen auf die Umwelt sind derzeit ein viel diskutiertes, aber wenig untersuchtes Thema. Unter den rauen Bedingungen des antarktischen Kontinents wird der Energieaufwand zu einem extrem limitierenden Faktor für Überleben und Fortpflanzung. Damit kann jede Störung, die mit physiologischen oder Verhaltensänderungen verbunden ist, und auf diese Weise zu Energieverlust führen kann, kritisch sein. Der Schutz der unberührten und sensiblen Tierwelt der Antarktis vor solchen Auswirkungen erscheint besonders wichtig und erfordert detaillierte Kenntnisse über das Ausmaß der Störungen. Aufgrund der Neuartigkeit der Drohnentechnologie wurden bisher nur wenige Studien zu diesem Thema durchgeführt, und diese konzentrieren sich auf Arten der Subantarktis oder der antarktischen Halbinsel. In diesem Projekt wurde nun im Auftrag des Umweltbundesamtes untersucht, wie empfindlich die in der Hocharktis lebenden Kaiserpinguine gegenüber Drohnenüberflügen sind. Mit Hilfe gezielter Störungsexperimente wurden die Auswirkungen von Drohnen auf Kaiserpinguine ermittelt und diese Störungen mit denen durch menschliche Annäherung am Boden zu verglichen. Die Experimente wurden in der Ostantarktis an der Kaiserpinguinkolonie Atka-Bucht unweit der deutschen Forschungstation Neumayer III durchgeführt.

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Während der Experimente wurden die Tiere per Videokamera beobachtet und das so gewonnene Filmmaterial später im Detail ausgewertet. So konnte ermittelt werden, dass sowohl erwachsene Kaiserpinguine als auch Küken die Drohne wahrnehmen und darauf reagieren, die Reaktion jedoch nur von kurzer Dauer ist (weniger als eine Minute). Gravierende Reaktionen wie Fluchtverhalten von größeren Gruppen wurden nur in sehr extremen Situationen beobachtet, zum Beispiel wenn die Drohne plötzliche Richtungswechsel in geringer Flughöhe (weniger als 15 Meter über den Tieren) durchführte, was mit starker Lautstärkeentwicklung verbunden ist. In den meisten Flugsituationen waren nur leichte bis mittlere Reaktionen zu beobachten und diese wurden auch nur von einem relativ kleinen Teil der Individuen gezeigt (meist weniger als ein Drittel). Es konnte außerdem beobachtet werden, dass Küken eine stärkere Reaktion auf die Drohne zeigten als erwachsene Tiere. Senkrechte Flüge lösten eine stärkere Reaktion aus als waagerechte Flüge, und eine Multirotordrohne verursachte etwas mehr Störung als ein Starrflügler (Flugzeugartige Drohne). Auf horizontale Flüge beider Drohnenmodelle wurde weniger stark reagiert als auf menschliche Annäherung, woraus wir bei allen beobachteten Störungen schließen können, dass Kartierungen mit Hilfe von Drohnen sehr wahrscheinlich weniger Einfluss auf die Tiere haben als der Einsatz von Menschen in der Kolonie.

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Detaillierte Informationen zu den Untersuchungen können in den wissenschaftlichen Publikationen zum Projekt sowie dem Abschlussbericht gefunden werden:

https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S2352938521000811?via%3Dihub

https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S235293852100094X?via%3Dihub

https://www.umweltbundesamt.de/publikationen/untersuchung-des-einflusses-von-drohnen-auf

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