Hitzeaktionsplan Jena (2023-aktuell)

Die Zunahme und Verstärkung hitzebedingter Extremereignisse ist auch im Freistaat Thüringen Realität, wie Datenanalysen des Thüringer Landesamtes für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) zeigen. Thüringenweit war das vergangene Jahrzehnt die bislang wärmste Dekade seit Beginn der Messungen 1881. So traten die sechs wärmsten Jahre innerhalb der vergangenen neun Jahre auf. 2022 war mit einer Durchschnittstemperatur von 10,0 °C das wärmste Jahr seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen und zugleich das sonnenscheinreichste. Zusätzlich stellte der Sommer 2022 alle vorangegangenen Extremsommer in den Schatten. Klimaprojektionen zeigen, dass bereits gegen Ende dieses Jahrzehnts solche Sommer die neue Normalität sein könnten.

Jena hat die Dringlichkeit zur Anpassung an extreme Hitze erkannt und sich bereit 2022 das Ziel gesetzt, bis zum Frühling 2024 einen Hitzeaktionsplan (HAP) als detaillierte und konkrete Handlungsanleitung für die Stadtverwaltung und alle externen relevanten Akteure zu erarbeiten (Stadtratsbeschluss vom 16.11.2022, TOP 17). ThINK unterstützt die Stadtverwaltung bei der Erstellung des HAP. Mit dem Hitzeaktionsplan sollen die Gesundheitsrisiken, die von anhaltender extremer Hitze ausgehen, kommuniziert, alle wichtigen Akteure für das Thema sensibilisiert und effektive Maßnahmen zur Verbesserung des Hitzeschutzes im Stadtgebiet erarbeitet werden.

Kernstück ist die Ausarbeitung effektiver Maßnahmen in den Bereichen Risikokommunikation, vorbereitende Hitzeprävention, Bewältigung von Akutereignissen extremer Hitze sowie das Monitoring und die Evaluation der Maßnahmenwirksamkeit.

Ziel ist es, die Anzahl der Krankheits- und Todesfälle im Zusammenhang mit Hitze im Jenaer Stadtgebiet zu reduzieren und die Risiken durch extreme Hitze in Jena immer weiter zu verringern. Zu den besonders durch Hitze betroffenen Gruppen zählen Ältere (> 65 Jahre), (chronisch) Kranke, pflegebedürftige Menschen, Schwangere, Ungeborene, Kleinkinder, Kinder und Jugendliche, Menschen mit Behinderung, Substanzabhängige, Obdachlose sowie Menschen, die sich arbeits- oder freizeitbedingt der Hitze aussetzen müssen oder wollen. Besonders problematisch ist die Gruppe isoliert lebender älterer Personen, die nicht durch soziale oder pflegende Dienste betreut werden.

Für die erfolgreiche Erarbeitung und Umsetzung des HAP werden alle relevanten Akteure der Stadtverwaltung und wichtige externe Akteure aktiviert, um den Status quo der Stadt Jena zu erfassen und gemeinsam weiterzuentwickeln. Wichtige Fragen dabei sind:

  • Wer ist bereits mit Hitzeschutz befasst?
  • Welche Maßnahmen sind schon umgesetzt, in Planung oder als Idee vorhanden?
  • Wo bestehen bereits Netzwerke und Kooperationen, auf denen aufgebaut werden kann?
  • Wo sind strategische Lücken im Schutzschild?
  • Was ist mit den vorhandenen Mitteln und Ressourcen machbar?
  • Welche Faktoren fördern oder behindern die Umsetzung?
  • Wie können gemeinsam Lösungen gefunden werden?

Die Beteiligung und Sensibilisierung aller relevanten Akteure wird dazu beitragen, konkrete und zielführende Maßnahmen auszuarbeiten und zu realisieren, um den Schutz vulnerabler Gruppen zu verbessern, zum gesundheitsfördernden Verhalten in Hitzesituationen zu befähigen, die Hitzevorsorge zu verbessern ebenso wie die Bewältigung akuter Hitzeereignisse effizienter zu gestalten. Es werden Verantwortlichkeiten geklärt und konkrete Strukturen erarbeitet (z. B. Informationskaskaden, Handlungsabläufe), damit die Hilfe schnell bei den gefährdeten Menschen ankommt.

Langfristig hitzemindernde Maßnahmen werden im HAP nachrangig behandelt, da die Stadt Jena hier bereits sowohl theoretisch als auch praktisch gut ausgerüstet (z. B. in der Stadtplanung, bei der standort- und klimawandelgerechte Gehölzwahl, durch bauliche Maßnahmen). ThINK erarbeitete beispielsweise das Jenaer Konzept für „Stadt- und Straßenbäume im Klimawandel“, das seit 2016 vom Stadtrat als kommunale Leitlinie und Handlungsgrundlage für Fachplanungen legitimiert ist und dazu beiträgt, durch geeignete Pflanzungen die Stadt zu beschatten und zu kühlen. Generell gilt es, Hitze als neue saisonale Normalität zu begreifen, deren Bewältigung eine Querschnittsaufgabe für die Stadtverwaltung und externe Akteure darstellt.

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